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„Wie Hyänen im Busch“: Nach dem DFB-Sieg übt Nagelsmann scharfe Kritik an Fans und Gesellschaft

Köln – Julian Nagelsmann (38) bewies am Sonntagabend mit zwei taktischen Wechseln im zweiten WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Nordirland (3:1) ein glückliches Händchen. Dennoch gestaltete sich die Partie über etwa eine Stunde eher langweilig, sodass bereits zur Halbzeit lautstarke Pfiffe im Rheinenergiestadion in Köln zu hören waren.

Der Bundestrainer zeigte zwar Verständnis für die Reaktionen der Zuschauer, nutzte die Gelegenheit aber auch für deutliche Kritik – und zwar nicht nur gegenüber den Fans, sondern auch an der deutschen Gesellschaft, deren Einstellungen sich im Verhalten der Anhänger widerspiegelten.

„Wenn wir alle im Land eine positive Energie entfalten, kann sich vieles verbessern. Wenn wir jedoch wie Hyänen im Busch lauern und nur darauf warten, jemanden zu attackieren, ihn schlechtzumachen und seine Leistungen herunterzuspielen, dann glaube ich nicht, dass wir uns als Gesellschaft wirklich weiterentwickeln“, erklärte er nach dem Sieg unmissverständlich.

Unter den 43.169 Besuchern war die Enttäuschung über die Leistung der DFB-Elf spürbar, insbesondere nach dem enttäuschenden Auftakt mit der 0:2-Pleite gegen die Slowakei. Dennoch wollte Nagelsmann solche Unmutsäußerungen nicht einfach hinnehmen.

Er räumte zwar ein, dass die Eintrittskarten teuer seien und die Fans daher mit hohen Erwartungen ins Stadion kommen. Gleichzeitig mahnte er aber auch: „Andererseits schaue ich mir selbst manchmal Spiele an und bin nicht immer zufrieden, doch ich pfeife nicht. Ich glaube, dass das den Spielern unten auf dem Platz nicht hilft.“

Er betonte erneut, dass er Unzufriedenheit nachvollziehen könne – selbst nach der Auftaktpleite in der Türkei habe es in der Kabine fast Pfiffe gegeben, „so ist das eben manchmal“.

Dennoch versuche er, negative Stimmungen zu vertreiben, und genau das wünsche sich Nagelsmann auch für die Gesellschaft insgesamt.

„Was ist passiert? Wir haben den Ausgleich kassiert. Das ist nichts Außergewöhnliches im Fußball. Die Fans haben gepfiffen, auch das ist nichts Neues. Entscheidend ist, wie wir darauf reagieren“, sagte er zur Halbzeit zu seinem Team.

Mit den Einwechslungen von Maximilian Beier (22) vom BVB und Nadiem Amiri (28) vom 1. FSV Mainz 05 brachte der Bundestrainer frischen Wind ins Spiel. Beide Akteure sorgten für deutlich mehr Tempo, Amiri erzielte das 2:1 (69.), worauf Florian Wirtz (22) in der 72. Minute endgültig für die Entscheidung sorgte.

Die Pfiffe verstummten und machten dem Jubel Platz, doch bei Nagelsmann hallten sie nach. Für den weiteren Verlauf der WM-Qualifikation wünscht er sich daher eine uneingeschränkte Unterstützung von den Rängen – selbst in schwierigen Momenten.